FRAU KIEBIG-STELZ

In:

„Christi Blut für euch vergossen – und damit leben?“

Aufführung im Zentrum Frauen beim 1. Ökumenischen Kirchentag am 30. Mai 2003 in Berlin im Rahmen der Podiumsveranstaltung zu obigem Titel. Wie deuten feministische Theologinnen das Kreuz, den Opfertod, die Sühne, das Abendmahl? Auf alle Fälle kritisch gegenüber einer einseitigen Auslegungstraditionen, die die Sühne in den Vordergrund rücken und damit den gewaltsamen Tod Jesu am Kreuz zu einer Notwendigkeit erheben, die göttlichem Willen entspricht. Diese Einengung hat enorme Folgen für das Gottesbild und das Abendmahl. Aus Gott wird ein Vater, der seinen Sohn opfert, aus dem Fest- und Freudenmahl über die Auferstehung Jesu wird ein karges Ritual, das die eigene Sünd-haftigkeit in den Mittelpunkt rückt.

Was nun macht eine Clownin mit diesen Deutungen? Sie hebt sie hervor, trägt dick auf, geht von einem Extrem ins Andere, und dann darüber hinaus. Auf diese Art werden Deutungen als das erkennbar, was sie sind: Deutungen eben. Von Menschen gemacht, tradiert, variiert, verworfen und beibehalten. Selbst die Bibel ist bereits vieldeutig in ihren Interpretationen zu Tod und Auferstehung Jesu, zu Kreuz und Abendmahl. Die vergesse-nen und verdrängten Traditionsschichten wieder zur Verfügung zu stellen, das ist die Aufgabe der Feministischen Theologie und genau dieses tut auch eine Clownin mit Vergnügen. Denn die Theologie wird dadurch reicher und wir selbst werden als Deutungs-subjekte kritisch gewürdigt.

Regie: Peter Aurin


Auszug aus dem Stück, bei dem sich neuere und traditionelle Deutungen abwechseln – dargestellt in unterschiedlichen Körper- und Spielhaltungen:

„Die Gemeinschaft der Vielen, egal woher sie auch kommen, aus Nord oder Süd, groß und klein, ob grün ob blau, hetero oder homo, alle an einen Tisch. Die subversive Macht in Beziehungen! (Freude und Bewegung)

Kollektive Kirchendepression (gedrückte Körperhaltung)

Leidenschaft, Hingabe, die Gewaltspirale durchbrechen, ein für alle mal!

Die Sünden kleben an dir wie so’n nasser Bademantel.

Brotbrechen, Teilen, alle sitzen am großen Weltentisch.

Abendmahl als Fast Food.

Mehr Essen beim Abendmahl,
mehr Gebet beim Essen.“